Eines Abends sagte mein Süßer zu mir:
"Ich habe jetzt eine statistische Darstellung meines Geldverhaltens auf dem Konto.
Und da habe ich gesehen, dass ich in über einem Jahrzehnt und bei unterschiedlichem Einkommen immer exakt 10% mehr ausgegeben habe, als ich einnahm."
Das heißt, als junger Student dachte er:
"Ach wenn ich doch nur 200 Euro mehr im Monat hätte."
Er bekam das Geld. Doch seine Ausgaben wuchsen wieder mit. Er gab exakt 10% mehr aus, als er hatte.
Also dachte er: "Ach wenn ich doch nur 300 Euro mehr im Monat hätte."
Er bekam das Geld. Die Ausgaben wuchsen wieder um den selben Prozentsatz.
"Ach wenn ich doch nur 500 Euro mehr im Monat hätte."
Undsoweiter.
Das Problem für den ganzen Geld-Frust war also nicht das Geld, sondern ein Muster.
Dieses Muster sorgte dafür, dass verlässlich immer ein bisschen zu wenig da war. Ganz egal, wie viel mehr hereinkam. Doch wo kam dieses Verhalten her?
Mein Partner fand es spannend herauszufinden, was hinter seinem 10%-Muster steckte. In seiner Jugend musste seine Familie sehr aufs Geld achten. Als ältester Bruder von insgesamt vier Geschwistern wurde ihm viel Verantwortung übertragen; er half beim Babysitten und im Haushalt. Irgendwann entwickelte er eine trotzige Haltung dem Geld gegenüber, das einfach "nie für ihn da war". Er hatte die Entbehrungen satt. Als erwachsener Mann war es dann ein Befreiungsschlag, Geld einfach auszugeben, wenn er Lust darauf hatte.
Geld verhält sich gemäß deiner Überzeugungen.
Das neue Verständnis versöhnte ihn mit dem Geld, dem er bis dato immer vorgeworfen hatte, so spärlich zu fließen. Jetzt konnte er sehen, dass Geld gar nicht so unzuverlässig war. Nein, er hatte es ganz verlässlich und gemäß des selben Musters ausgegeben und dieses Verhalten quasi vor sich selbst versteckt.
Wir brauchen uns also häufig gar nicht so sehr abrackern, um an mehr Geld zu kommen. Stattdessen genügt es, mehr Frieden zu schließen und Geld-Geschick zu entwickeln. Zuerst geht es darum, Geld von belastenden Prägungen und alten Identitäten zu befreien - zum Beispiel dem trotzigen Teenager, der sich keine Grenzen diktieren lassen möchte.
Erst wenn wir unser Geldverhalten klar und mitfühlend beleuchtet haben, können wir erkennen, wo der Hund begraben liegt. Ich empfehle dir, deinen Wunsch nach mehr Geld als Stellvertreter viel tief liegender Wünsche zu sehen, die dir noch gar nicht bewusst geworden sind. Denk darüber nach - auch wenn du zu 100 Prozent überzeugt bist, dass mehr Geld deine Probleme lösen wird!
Wenn du erkennst, woher das "zu wenig" kommt, kannst du dein Geldverhalten nachhaltig umgestalten. Letztlich geht es immer darum, Geld mit unseren tatsächlichen und klar benannten Zielen und Werten in Verbindung zu bringen. So dient Geld dem Leben, statt umgekehrt.
Money-Diary
In welchen Mustern gibst du dein Geld aus?
Auf welche Weise ähneln diese Muster der "Geld-Grundstimmung" deiner Kindheit?
Welche neuen Verhaltensweisen könntest du ausprobieren?