Was befähigt manche Menschen, aus ganz wenig viel zu machen und ein Auskommen zu generieren, während sich andere trotz zahlreicher Qualifikationen nie gut genug fühlen? Genau darüber habe ich mich vor kurzem mit einem jungen Künstler unterhalten, der sich für den Fundament-Coachingzyklus interessierte:
"Ich frage mich immer: Bin ich schon gut genug?", meinte er.
Aber ist die "Gut Genug" Frage überhaupt die richtige Frage, um unseren Selbstwert zu finden und zu fühlen?
Heute möchte ich eine Sichtweise aus meiner Geld&Wert Perspektive teilen.
Bin ich gut genug?
Die vielen Gesichter einer lähmenden Frage:
- Bin ich es wert, dieses Geld zu verlangen?
- Ist meine Arbeit wirklich originell genug?
- Habe ich echt etwas zu sagen? Ist meine Meinung ausgereift genug?
- Bin ich überhaupt schon bereit dafür? Habe ich die Erlaubnis dazu?
- Bin ich talentiert/attraktiv/intelligent/jung/erfahren/kompetent/… genug?
Was haben diese Fragen gemeinsam?
Es sind selbst-beurteilende Fragen. Wir versuchen, uns wie ein Objekt von außen zu betrachten und unseren Wert eindeutig zu messen.
Kommen wir gleich zum Punkt: Diese Fragen sind unnötig. Sie funktionieren nicht. Selbst-beurteilende Fragen funktionieren nicht.
Ich habe noch niemanden getroffen (mich eingeschlossen), der sich mithilfe dieser Fragen je irgendwann “gut genug” gefühlt hat.
Im Gegenteil: Solche Fragen haben eher den Effekt, uns im Grübeln und Zweifeln gefangen zu nehmen. Wir können also alle Variationen von selbst-beurteilenden Fragen getrost sein lassen.
Was machen Menschen mit unaufhaltsamer Schöpferkraft und Selbstwert anders? Nein, sie sind nicht gänzlich frei von Selbstzweifeln. Und auch sie müssen den Sinn und Zweck ihres Tuns regelmäßig reflektieren. Aber sie stellen sich dabei andere Fragen.
Lass uns das an einem Beispiel ansehen:
Warum du die “Bin ich gut genug” Frage nicht beantworten musst:
Stell dir vor, du bist wieder ein Kind und damit beschäftigt, einen tollen Legoturm zu bauen. Deine Überlegungen drehen sich dabei vermutlich nicht darum:
- ob es dir zusteht, Legotürme zu bauen und du die offizielle Lizenz dazu hast
- ob du gut/schön/klug genug bist, diesen Legoturm zu bauen
- ob dein Legoturm absolut einzigartig und der beste Legoturm der Welt ist
- ob jemand deinen Legoturm blöd finden wird (auch wenn du dich drauf freust, ihn stolz zu präsentieren)
Solche Gedanken wären doch ziemlich absurd, oder? Du stellst dir vermutlich eher Fragen wie:
- Wie kannst du deine Idee mit den Ressourcen umsetzen, die dir zur Verfügung stehen? Welche Fragen ergeben sich, während du im Tun bist?
- Welche Kombinationen & Formen gefallen dir und begeistern dich?
- Vielleicht funktioniert etwas nicht: Was braucht es, damit das Gebilde stehen bleibt? Welche Funktionen möchtest du in deinen Turm einbauen? Wo musst du Kompromisse eingehen?
- Wen kannst du um Hilfe bitten? Von wem kannst du dir z.B. fehlende Steine ausborgen?
- Und die große Frage in jedem kreativen Prozess: Ist dein Werk fertig? Ist es rund?
Bemerkst du den Unterschied?
Im kreativen Tun gehst du völlig auf. Deine Aufmerksamkeit fokussiert auf dein Werk, nicht auf dich. Natürlich stellst du dir Fragen, überprüfst, verfeinerst und verwirfst manche Ideen wieder. Doch deine Fragen bleiben praktisch und schöpferisch.
Die Frage, ob du als Person gut genug für dein Tun bist, spielt dabei keine Rolle. Sie ist irrelevant. Im Mittelpunkt stehen die Freude am Tun und Umsetzen, am Lernen und Problemelösen. Und das ist der Unterschied zwischen Momenten, in denen wir uns in Selbstzweifeln verirren, und solchen, in denen wir unsere Ideen einbringen und die Welt mitgestalten.
Es geht gar nicht um das sagenumwobene “Gut Genug Gefühl", sondern darum, worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten.
Warum beschäftigt uns die Frage, ob wir “gut genug” sind?
Vielleicht wirst du jetzt einwenden, dass dieses Beispiel ein lustiges Spiel ohne Konsequenzen beschreibt. In deiner Arbeit bist du sehr wohl mit Risiken konfrontiert! Da geht's um was und vielleicht bist du ja WIRKLICH nicht gut genug?
Doch ich bleibe dabei: Selbst-verurteilende Fragen sind nicht relevant, um die beste Arbeit deines Lebens zu tun und deinem Wert entsprechend zu verdienen. Natürlich sind Reflexion und Feedback-Kultur wichtig (mehr dazu weiter unten).
Doch warum verkeilen wir uns als Erwachsene so oft in selbst-verurteilenden Fragen? Der Versuch “gut genug” zu sein, ist ein Schutzmechanismus, der sich als Vernunft tarnt. Du versuchst, die Kontrolle über eine Situation zu behalten und Schmerz zu vermeiden:
- Häufig tauchen diese lähmenden Fragen auf, weil du etwas gänzlich Ungewohntes wagst. Sie sind ein Zeichen dafür, dass du gerade außerhalb deiner Komfortzone unterwegs bist.
- Vielleicht resultiert der Selbstzweifel aus Erwartungen, die als Kind auf dich projiziert wurden: “Ich sollte leise und unauffällig sein, ich bin die Fleißige, ich bin die Bescheidene, ich bin der Umsichtige …”
- Womöglich verteidigst du internalisierte Vorurteile und ein negatives Selbstbild: "Ich bin schlecht in Mathe, meine Sichtweise ist unwichtig, ich bin eher
der chaotische Typ, ich bin ungebildet …"
- Oder du möchtest ganz einfach vermeiden, dass sich ein schmerzliches Ereignis wiederholt! Unser Geist hat die Angewohnheit, negative Erlebnisse viel stärker wahrzunehmen und zu erwarten, als positive Ereignisse.
Das Spannende ist: Das Gefühl, nicht gut genug zu sein, ist zwar unangenehm, zugleich aber sehr heimelig. Wenn wir meinen, nicht gut genug zu sein, bewahrt uns das scheinbar vor einem Risiko; vor Scham, Verlust und Ablehnung!
Um deinen Wert zu kennen, kenne deine Werte
Die “Bin ich gut genug?” Frage taucht also besonders dann auf, wenn wir uns aus der Komfortzone hinaus in die Kreative Zone wagen. Als Geld&Wert Coach sehe ich diese Zweifel am Häufigsten dann, wenn wir uns den Zahlen und der Umsetzung zuwenden. Der Gefühlssturm, den eine einfache Excel-Tabelle auslöst, kann verwirrend sein. Wir haben gelernt, unser Herz am Eingang zum Geld abzuschalten. Doch gerade in deinen Geld-Emotionen steckt eine Menge wichtiger Information! Warum also nicht beides zugleich anzapfen?
Im Gute-Preise Kurs für Selbstständige habe ich z.B. alle Geld&Wert Rechner und Tabellen mit emotionalen money:mind:balance Tools ergänzt. So schlägst du 2 Fliegen mit einer Klappe: Du entwickelst tragfähige Preise für deine Angebote UND kannst dabei Zweifel und Ängste direkt am Ort des Geschehens auffangen.
Wenn wir finanzielle und emotionale Balance nicht voneinander trennen, lernen wir, unseren Fokus vom Selbstzweifel zurück zum Wesentlichen zu lenken. Wir wollen uns verankern in der lebendigen Inspiration, die unser Business vibrieren lässt und sich als Funke auf KundInnen überträgt.
4 kreative Fragen, die das Gefühl für deinen Wert stärken
Stell dir diese Fragen, wenn Selbstzweifel dich lähmen und deinen Fokus trüben.
(Inspiriert vom “Playing Big” Ansatz von Tara Mohr)
- "Wer bin ich schon, das zu tun/ zu sagen / zu verlangen?"
→ "Was ist es, das in mir brodelt und getan, geteilt oder umgesetzt werden will?" - "Ist meine Idee / meine Arbeit einzigartig und originell genug?"
→ "Entspringt diese Idee einer authentischen, ehrlichen Freude?" - "Bin ich gut genug dafür?"
→ "Ist diese Tätigkeit für mich erfüllend und bedeutsam?" - Hab ich wirklich das Zeug dazu?
→ "Welche Kooperationspartner / Reflexionspartner inspirieren, vereinfachen und bereichern mein Projekt?"
Ich hoffe, diese Fragen helfen dir, deine Energie wieder in ermächtigende Bahnen zu lenken, wenn du an deinem Wert zweifelst. Wenn wir gemäß unserer Werte arbeiten und verdienen wollen, ist das der Prozess, auf den wir uns einlassen müssen:
Es geht darum, unsere Energie auf jene Dinge zu lenken, die unser Tun so befriedigend und wertvoll machen. Und zwar Schritt für Schritt, mit jeder kleinen Entscheidung, mit jedem neuen Tag, mit jeder beruflichen Chance!
Deine Susanna ✌️
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